Bild des Grenzgängers in Luxemburg
Das Interesse am Bild des Grenzgängers beruht auf einem Alltagsdiskurs, der eine gewisse Arbeitsplatzkonkurrenz in den Blick zu führen versucht, jedoch soziokulturell motiviert zu sein scheint und auf Abgrenzungsstrategien der Luxemburger Wohnbevölkerung zurückgeht. Wille (2011) zeigt in diesem Zusammenhang, dass die Grenzgänger von der Luxemburger Wohnbevölkerung ambivalent wahrgenommen werden.
Das bedeutet, positive und negative Aspekte der Grenzgängerbeschäftigung markieren den Alltagsdiskurs gleichermaßen: Positive Wahrnehmungen sind vor allem im sozioökonomischen Feld zu beobachten, etwa wenn es um die Unverzichtbarkeit der Grenzgänger für das Wirtschaftswachstum (87% Zustimmung) gegenüber der kulturellen Bereicherung durch die Pendler (55% Zustimmung) geht. Negative Bewertungen des Phänomens werden besonders im soziokulturellen Feld deutlich, wenn die Frage nach der Bedrohung der luxemburgischen Sprache durch Grenzgänger (57% Zustimmung) im Vergleich zur Arbeitsplatzkonkurrenz (34% Zustimmung) gestellt wird.
Deutlich wird, dass ein eher negativ-exkludierender Diskurs hinsichtlich der Grenzgänger weniger auf einer ‚materiellen Konkurrenz’ (Wirtschaft/Arbeitsmarkt) beruht, sondern vielmehr auf einer ‚immateriellen Konkurrenz’ (Sprache/Kultur), die an Identitätsfragen rückgebunden werden kann. Diese Wahrnehmung, aus der sich für die Grenzgänger das Bild des Status des „vertrauten Fremden“ (Wille 2011) ableiten lässt, stellt auf die Sicherung von Wohlstand und Wachstum ab und macht das (angestrebte) Ideal einer offenen und pluralen Gesellschaft sichtbar, ebenso wie Abgrenzungsstrategien der Luxemburger Wohnbevölkerung.