Werkstattbericht Bordertexturen
In der Special Issue “Komplexe Grenzen” (Debatte Initial) wurde erstmalig ein Beitrag zu Bordertexturen veröffentlicht. Er versteht sich als Werkstattbericht und gibt erste Einblicke in den transdisziplinären Ansatz, der weitgreifender sein möchte als etablierte sozialwissenschaftliche Ansätze. Er fasst Grenz(raum)phänomene als komplexe Gefüge aus Praktiken und Diskursen, die sich auf Grenzen beziehen.
”In der Perspektive der Bordertexturen werden Grenzen weder als isolierende, Identitäten stabilisierende Institutionen verstanden noch als lediglich geo-politische Trennlinien, zu denen sich Subjekte ins Verhältnis setzen. Sie lenken den analytischen Blick vielmehr auf das dynamische und bisweilen destabilisierende Moment von grenzbezogenen Praktiken und Diskursen und auf ihr komplexes Zusammenspiel.AG Bordertexturen 2018: 73
”Les bordertextures ne conçoivent les frontières ni comme des institutions qui isolent ou qui stabilisent les identités, ni comme des lignes de séparation à caractère exclusivement géopolitique par rapport auxquelles les sujets se définissent. Les bordertextures guident l’esprit d’analyse vers l’instant dynamique et parfois déstabilisant des pratiques et des discours se référant aux frontières et vers la façon dont ces pratiques et ces discours s’imbriquent.GdT Bordertextures 2020: 30
Solche als Bordertexturen verstandenen Gefüge werden in dem Beitrag anhand von Fallbeispielen an der U.S.-mexikanischen Grenze, der deutsch-französischen Grenze und in Nordirland illustriert und in verschiedene Analysedimensionen aufgeschlüsselt. Dazu zählen Korporealität, Räumlichkeit und Materialität als exemplarisch aufgezeigte Zugänge zu Bordertexturen.
Der Ansatz relativiert die territoriale Perspektive auf Grenzen zugunsten sozialer und symbolischer Dimensionen und erweitert das Spektrum der Analyseperspektiven und Gegenstandsbereiche in der Grenzforschung.