Die Grenzforschung geht von der sozialen Gemachtheit von Grenzen aus und fokussiert soziale Praxis als analytische Kategorie. Dabei wird selten geklärt, was unter ‚Grenzpraktiken‘, ‚border practices‘ usw. genau zu verstehen ist. Der Beitrag zeigt Perspektiven, wie der Praxisbegriff in der Grenzforschung mit soziologischen Sozialtheorien praxistheoretisch fundiert werden kann.
Sowohl im globalen Maßstab als auch im Schengen-Raum verdichten sich Vergrenzungsprozesse. Vor diesem Hintergrund geht die europäische Grenzraumforschung andere Wege als die interdisziplinäre Grenzforschung und bleibt der zunehmend geschwächten Leitidee eines Europa ohne Grenzen verhaftet. Vorgeschlagen wird daher eine Perspektivweitung der europäischen Grenzraumforschung, die Vergrenzungen auch an den EU-Binnengrenzen zu verstehen hilft.
Wenig Aufmerksamkeit erfuhren bisher die Fragen, in welcher Weise die Border Studies mit anderen Wissenschaftsbereichen in Verbindung stehen und auf welchen methodologischen Grundlagen die Grenzforschung beruht. In neun Beiträgen greift die Publikation „Identities and Methodologies of Border Studies“ diese Desiderata auf und setzt Impulse für eine Debatte über aktuelle (inter-)disziplinäre Selbstverständnisse und methodologische Ausrichtungen der Border Studies.
Grenzen stehen wieder verstärkt auf der politischen Agenda, womit auch die Grenzforschung spürbare Entwicklungsimpulse erfährt. Neben einer stärkeren Institutionalisierung differenziert sich das interdisziplinäre Arbeitsfeld immer weiter aus und zählt verschiedene methodologische Neuorientierungen.
Welche Geographien der Grenzen können im Spiegel von Grenz(de)stabilisierungen rekonstruiert werden? Damit setzen sich die Autor*innen des soeben erschienenen Bands auseinander und untersuchen Grenzen in ihren (Re-)Produktionsprozessen. Die 18 Beiträge reichen von Fragen der Energie, Kooperation, Identität über Covid-19 bis hin zu Urbanisierungsprozessen im ländlichen Raum.
Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit ist ein vergleichsweise junger Forschungsgenstand, auch ist die Kooperationsforschung (noch) weit davon entfernt, ein disziplinenähnliches Feld mit kanonisierten Ansätzen zu bilden. Dennoch lässt sich die Kooperationsforschung anhand zentraler Entwicklungslinien und Merkmale charakterisieren.
Das Konzept ‚border experiences‘ geht von der sozialen Gemachtheit von Grenzen aus und konzentriert sich auf die Lebenswirklichkeiten, in denen und durch die Grenzen relevant (gemacht) werden. Es impliziert ein multiples Verständnis, nach dem Grenzen unterschiedliche Wertigkeiten für verschiedene Akteure entfalten und ihre Materialisierungen multiple Formen annehmen können.