2017

Soeben wurden 2 Mio. EUR EU-Fördermittel bewilligt zum Aufbau eines grenzüberschreitenden Zentrums für Grenzraumforschung. In dem Kooperationsprojekt (2018-2020) unter der Leitung der UniGR arbeiten 80 Wissenschaftler aus sechs Universitäten mit dem Ziel, sich stärker zu vernetzen, geeignete Forschungsinfrastrukturen einzurichten, den Austausch mit Entscheidungsträgern zu intensivieren und Lösungen für die grenzüberschreitende Lehre zu entwickeln. Nach 2020 soll die Zusammenarbeit im UniGR-Center for Border Studies verstetigt werden.

Das Phänomen der Grenzgänger ist nicht neu, es scheint aber ein besonderes Merkmal des (post-)modernen Lebens zu sein. Dieser These geht C. Wille in seinem jüngsten Beitrag auf den Grund und rekonstruiert anhand von Gegenwartsphänomenen, was einen Grenzgänger charakterisiert. Der Artikel ist in der Schweizer Zeitschrift für Integration und Migration terra cognita erschienen und steht zum Download bereit.

In der Schweiz und in Luxemburg arbeiten die meisten Grenzgänger in Europa. Allerdings sind die damit verbundenen Problemstellungen und Handlungsstrategien nicht ohne weiteres übertragbar. Trotz der Unterschiede lohnt sich die vergleichende Auseinandersetzung mit der Pendlerbeschäftigung. Die Tagung am 24.10.2017 an der Universität Luxemburg setzt hier an und beleuchtet aus unterschiedlichen Perspektiven die Grenzgängersituation in der Schweiz und in Luxemburg.

In der Fachsitzung „Praxis – Brüche, Scheitern, Wandel“ thematisiert C. Wille die Chancen und Grenzen einer praxistheoretischen Untersuchung von gesellschaftlichen Verhältnissen unter dem Aspekt der Veränderung. Dafür wird u.a. nach der diachronen Perspektive in den Praxistheorien gefragt und der flexive Charakter von sozialen Praktiken diskutiert. Der Vortrag am 3. Oktober verzichtet auf empirische Beispiele, überträgt die Überlegungen aber auf Fragen des Forschungsprozesses.

Der Erzählanfang macht ein erstes Versprechen und bestimmt die dann folgende Lektüre. Wie Geschichten beginnen, untersucht Amelie Bendheim in ihrem aktuellen Buch “Wechselrahmen” anhand von mittelalterlichen und modernen Romanen. Trotz aller Unterschiede stellt die Germanistin fest: die Erzählanfänge aus beiden Epochen haben mehr Gemeinsamkeiten als allgemein angenommen.

Das Panel im Rahmen der 3. Jahrestagung der Kulturwissenschaftlichen Gesellschaft (KWG) setzt sich mit den Bezügen von Grenze und Körper auseinander. In den Beiträgen wird gefragt, inwiefern Körper in Prozesse der Grenzziehung und -relativierung eingebunden sind bzw. waren. Vortragsvorschläge können bis zum 01.09.2017 eingereicht werden.

Das Panel im Rahmen der 2. Weltkonferenz der Association for Borderlands Studies (2018) versammelt Vorträge, die Grenzen als komplexe Gebilde fassen, in denen soziale und kulturelle Referenzen miteinander verflochten sind. Diese Betrachtung soll helfen (Re-)Produktionsprozesse von Grenzen kritisch aufzudecken und die oft simplifizierende Diskussion von Grenz(raum)fragen zu bereichern. Vortragsvorschläge können bis zum 15.8.2017 an C. Wille und A. Fellner gerichtet werden.

Im Rahmen der 2. Weltkonferenz der Association for Borderlands Studies (2018) wird ein Panel veranstaltet, das den in Border Studies angelegten Plural ernst nimmt. Es versucht eine Debatte über die Identitäten, Herausforderungen und Perspektiven der Border Studies zu initiieren. Vortragsvorschläge können bis zum 15.8.2017 bei C. Wille und G. Hamez eingereicht werden.

Mehrsprachigkeit als grenzüberschreitende Bewegung wird diskutiert auf dem Symposium „Mehrsprachigkeit als Migration“, das am 3. und 4. Juli 2017 an der Universität Luxemburg stattfindet. Die Veranstaltung wird vom Schwerpunktbereich „MIS – Migration und Interkulturelle Studien“ organisiert und richtet sich an Literatur-, Sprach-, Sozial- und Kulturwissenschaftler. Die Einführungsvorträge halten Rainier Grutman (Ottawa) und Sandra Vlasta (Mainz).

Nicht nur viele Grenzgänger, auch viele Einwohner der Großregion kaufen in Luxemburg ein. Damit sind im Luxemburger Einzelhandel mehrere Verkehrssprachen und unterschiedliche Kundenerwartungen verbreitet, auch die Einkaufsangebote im benachbarten Ausland setzen den Handel unter Druck. Vor diesem Hintergrund sind C. Wille und andere Experten eingeladen, um Lösungsansätze zu erarbeiten. Das Expertenhearing am 27. Juni wird organisiert vom Luxemburger Einzelhandelsverband.

Der Kongress der Schweizerischen Gesellschaft für Soziologie steht in diesem Jahr unter dem Rahmenthema „Gemeinwohl und Eigeninteresse“. In ihrem Vortrag problematisieren I. Pigeron-Piroth und C. Wille die Situation in Grenzregionen und zeigen, dass die Nicht-Integration von Grenzregionen als Voraussetzung für Grenzgängermobilität und soziale Abgrenzungsprozesse als Ergebnisse von Grenzgängermobilität diskutiert werden können. Der Kongress findet vom 21.-23. Juni in Zürich statt.

Im jüngsten Beitrag von C. Wille wird die Bedeutung von nationalen Grenzen für räumliche Identitäten in Grenzregionen untersucht. Die Analyse am Beispiel der Großregion SaarLorLux zeigt, dass nationale Grenzen in den Identifikations- und Identifizierungsvorgängen der Einwohner trotz grenzüberschreitender Verflechtungen eine wichtige Rolle spielen, aber nicht zwangsläufig als starre Ordnungskategorien.

In der jüngsten Ausgabe von „Berichte. Geographie und Landeskunde“ (90/2016) wird der Band „Lebenswirklichkeiten und politische Konstruktionen in Grenzregion“ besprochen. Joachim Burdack gibt darin einen informativen Inhaltsüberblick und hebt hervor, dass die Beiträge die vielfältigen Lebenswirklichkeiten in der Großregion widerspiegeln. Außerdem werde deutlich, dass trotz der Durchlässigkeit von Grenzen sozial bedingte Grenzziehungen in der Region bedeutsam bleiben.

Luxemburg zahlt jährlich Beträge in zweistelliger Millionenhöhe an das benachbarte Belgien. Damit werden die Wohnkommunen der Luxemburg-Pendler entschädigt, da diese die Einkommenssteuer im Großherzogtum abführen. Im Trierischen Volksfreund vom 28. März fragt der Journalist B. Wientjes, ob auch das benachbarte Frankreich und Deutschland einen Ausgleich erhalten sollen. C. Wille erinnert im Interview an die Wirtschaftsunion von 1922 und rät von einer Ausweitung der Zahlungen ab.

Mehrsprachigkeit als grenzüberschreitende Bewegung steht im Mittelpunkt des Symposiums „Mehrsprachigkeit als Migration“ (3. und 4. Juli 2017). Die Veranstaltung wird vom Schwerpunktbereich „MIS – Migration und Interkulturelle Studien“ der Universität Luxemburg organisiert und richtet sich an Literatur-, Sprach-, Sozial- und Kulturwissenschaftler. Vortragsvorschläge können in deutscher, englischer und französischer Sprache noch bis 31. März 2017 eingereicht werden.

Die wissenschaftliche Beschäftigung mit Grenzen steht derzeit vor großen Herausforderungen. Dabei wird die starke Position der Raumwissenschaften zugunsten kulturwissenschaftlicher Perspektiven auf Grenz(raum)fragen zunehmend relativiert. Daran knüpft die in 2017 gegründete KWG-Sektion „Kulturwissenschaftliche Border Studies“ an und versucht, diese Strömung sowohl auf Ebene der Theoriebildung als auch der Analysebeispiele weiter zu entwickeln.

Im Atlas für Luxemburg und die Großregion wurde soeben ein Artikel von C. Wille veröffentlicht. Er untersucht darin die am häufigsten grenzüberschreitend ausgeführten Alltagspraktiken: Einkaufen für den täglichen Bedarf, freizeitorientiertes Shoppen, Naherholung, Besuchen von kulturellen Veranstaltungen sowie von Freunden und Familienmitgliedern. Der Beitrag zeigt Mobilitätsströme auf und gibt Einblicke in grenzüberschreitende Lebenswelten.

Marco Trienes bespricht das Buch „Räume und Identitäten in Grenzregionen“ in Geographische Zeitschrift (2016). Der Geograph unterstreicht, dass die Vielfalt der konzeptionell fundierten Analysebeispiele die „kreative Programmatik der gesellschaftswissenschaftlichen Grenzregionenforschung“ widerspiegelt. Der Sammelband ist auf Deutsch (2014) und Englisch (2016) erschienen.

In soeben erschienenen Beitrag „Mobilität und Raum“ werden Grenzgängerströme in der Großregion und Alltagspraktiken von Pendlern rekonstruiert. Wille unterscheidet dabei zwischen verschiedenen Grenzgängertypen und entwickelt die Denkfigur der vorder- bzw. rückseitigen Region als Ergebnis alltäglicher Praktiken im Zuge grenzüberschreitender Arbeitnehmer- und Wohnmobilität.

Die Forschungseinheit IPSE ist der größte Zusammenschluss von Instituten an der Universität Luxemburg. Sie organisiert regelmäßig Treffen der IPSE-Wissenschaftler um ein gemeinsames Thema und fördert damit den interdisziplinären Austausch. In der 7. IPSE Tea Time Exchange am 19. Januar diskutieren verschiedene Fachvertreter, darunter C. Wille, Grenzen und Border Studies.