Identities and Methodologies of Border Studies
Die Border Studies haben in den letzten Jahrzehnten an Bedeutung gewonnen und einen spürbaren Entwicklungsschub erfahren. Dieser äußert sich in einer stärkeren Institutionalisierung, einer Ausdifferenzierung der Erkenntnisinteressen und einer an Prozessen interessierten konzeptionellen Neuorientierung.
”The authors in this special issue rightly point to the need to go beyond interdisciplinarity as a mere trendy buzzword and question what – and I would add also how – specific disciplines and approaches can contribute to an integrated understanding of borders.Jussi P. Laine, President of the Association for Borderlands Studies
Wenig Aufmerksamkeit erfuhren jedoch bisher Fragen, wie Erkenntnisse produktiv miteinander verknüpft werden können und in welcher Weise die Border Studies mit anderen Wissenschaftsbereichen in Verbindung stehen. Darüber hinaus ist ein erheblicher Mangel an systematischen und vergleichenden Überlegungen zu den methodologischen Grundlagen der Border Studies und der damit verbundenen Konsequenzen für die Grenzforschung festzustellen. Zwar wächst die Zahl der Fallstudien über Grenzen und Grenzregionen stetig an, auch werden theoretische und konzeptionelle Überlegungen weiter fortgetrieben und vertieft. Jedoch bleiben methodologische und forschungspraktische Aspekte und ihre Zusammenhänge unzureichend beleuchtet: Welche epistemologischen Perspektiven kommen in den Border Studies zur Anwendung? Wie wird die Wahl von Forschungsmethoden begründet? Inwieweit wird über die Reflexion von Datentypen und ihrer Erklärungskraft die Reichweite empirischer Arbeiten eingeschätzt? Wie werden Überlegungen zum Forschungsprozess und zur Rolle der Forscher*innen einbezogen? Welche Annahmen über die Verwendung von Theorien und deren heuristisches Potential leiten Untersuchungen?
Das Themenheft „Identities and Methodologies of Border Studies: Recent Empirical and Conceptual Approaches“ greift einige der genannten Desiderata auf und will vielversprechende konzeptionelle und empirische Perspektiven der Grenzforschung bündeln, miteinander ins Gespräch bringen und Impulse für eine breitere Debatte über (inter-)disziplinäre Selbstverständnisse und methodologische Ausrichtungen in den Border Studies setzen. Die Zusammenstellung von neun Artikel, die weitgehend auf Präsentationen auf der zweiten World Conference der Association for Borderlands Studies in Wien und Budapest im Jahr 2018 beruht, wird von einem Vorwort des Präsidenten der Association for Borderlands Studies gerahmt und soll eine längst überfällige Selbstreflexion der Border Studies befördern.
Foreword (Jussi P. Laine)
Border Studies: a long-overdue self-examination (Christian Wille, Dominik Gerst, Hannes Krämer)
The multiplication of border methodology (Dominik Gerst, Hannes Krämer)
Border or bordering practice? Changing perspectives on borders and challenges of praxeological approaches (Ulla Connor)
Researching State Borders: (Checkpoint) Practices, Materialities and Discourses (Annett Bochmann)
Cross-border Collaborations as “Contact Zones” – Methodological Reflections on Ethnographic Studies in Border Regions (Sarah Kleinmann, Arnika Peselmann)
Of borderlands and peripheries: The promise of cooperation (Ulrike Kaden)
Borders, Migration, Struggles: A Heuristic for Analysis of Border Politics (Simon Sperling, David Niebauer, Laura Holderied)
The Seven Follies of Lampedusa (Chiara Dorbolò)
The Approach of Contemporary History to Border Studies in Europe (Birte Wassenberg)